Der Weg zur Hausarbeit Teil 1: Das Thema
Dieser Artikel ist Teil 1 einer Serie zum Verfassen einer Hausarbeit. Sie begleitet die verschiedenen Schritte auf dem Weg zur Abgabe und zeigt Tricks sowie mögliche Gefahren.
- Teil 2 der Reihe: Die Struktur
Eine Hausarbeit hat Vor- und Nachteile. Man kann sich verheddern, sie kann mehr Arbeit sein, sie gibt aber auch mehr Einfluss auf die Endnote, weil nicht, wie bei einer Klausur, alles von einem Tag abhängt und damit von der Tagesform, wie man geschlafen hat oder der Stift leer ist. Für Studierende, die an der wissenschaftlichen Arbeit interessiert sind, dürfte sie die bevorzugte Prüfungsform sein. Auf jeden Fall ist es meine. Ich studiere Politikwissenschaft im dritten Semester und habe mich für dieses Coronasemester hauptsächlich mit Internationalen Beziehungen beschäftigt. Als Kurs zum Ablegen einer Leistung wählte ich Internationale Beziehungen und Völkerrecht, ein Kurs, der sich auf internationale Organe und ihre Arbeit fokussiert.
Manchmal werden Themen für Hausarbeiten vorgegeben, bisher konnte ich die Themen frei wählen. Das klingt erstmal gut, birgt aber auch das Risiko, sich in einem Thema zu verzetteln. So kann die Fachliteratur etwas zu übersichtlich für Anfänger:innen sein, das Thema könnte nicht im Rahmen des Seminarthemas liegen oder das gewählte Thema ist einfach zu groß.
Ein Themengebiet finden
Doch zunächst stand ein Brainstorming an. Bedingt durch die Pandemie gibt es leider nur wenig Rückkopplung. Der Austausch mit Studierenden und Dozierenden fehlt, um das Thema etwas einzunorden und ein Gefühl zu entwickeln, in welchen Bereichen es sich bewegen könnte. Also ran ans Ideen sammeln: Außergerichtliche Tötungen sind ein Spannendes (und düsteres) Thema der Internationalen Beziehungen, ungesetzliche Inhaftnahme von Kombattant:innen, beispielsweise in Guantanamo, ebenfalls. Da das Seminar sich viel auf die Organe der Vereinten Nationen bezog, war das auch eine Option, zumal es zu dem Thema hinreichend Literatur gibt. Am Ende stand die Entscheidung einer näheren Beschäftigung mit dem UN-Sicherheitsrat, der einfach viele spannende Themen bietet.
Das Thema präzisieren
Die Präzisierung des Themas ist wichtig. Schnell neigt man dazu, ein zu breites Thema zu wählen. Ich wollte mich mit dem Friedensbegriff in den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats beschäftigen. Von seiner Gründung im Jahr 1946 bis vergangenes Jahr 2020 verabschiedete der Sicherheitsrat 2.560 Resolutionen. Kommentar des Dozenten: Spannend, aber eher was für eine Masterarbeit und nicht für eine Hausarbeit über 4.500 Wörter. Ich entschied mich also für Fehler Nummer 3: Ein zu breit gewähltes Thema.
Es galt also, das Thema enger zu fassen. Das kann in verschiedenen Dimensionen gemacht werden. Studierende können die zeitliche Dimension einschränken, also den Beobachtungszeitraum verengen. Auch die räumliche Dimension kann verengt werden, ich hätte also sagen können, dass ich den Friedensbegriff in Resolutionen zu afrikanischen Staaten betrachte. Weitere Optionen sind die Einschränkung der Akteur:innendimension (für mich keine wirkliche Option, denn der Sicherheitsrat ist schon ziemlich eng gefasst) und der Ort der Entscheidung, der hier auch wenig Sinn macht. Nach einer Einschränkung in der zeitlichen Dimension und einer etwas engeren Fassung des Themas an sich stand mein zweiter Versuch: Die Entwicklung des Friedenskonzepts beim UN-Sicherheitsrat von 1989 bis 1999. Das reduzierte die Zahl der Resolutionen auf 657 und machte das Thema selbst greifbarer.
Die Einschränkungen sollten theoretisch begründbar sein und nicht rein willkürlich geschehen. Hier bot sich der Zeitraum ein, weil in den 90er-Jahren, daher nach dem Ende des Kalten Krieges, große Veränderungen im Friedensverständnis des Sicherheitsrats zu beobachten sind. Die zu untersuchen, ist also zum einen spannender, zum anderen theoretisch klar mit dem zeithistorischen Kontext begründbar. Mein Hausarbeitsthema wurde abgenickt, es kann also losgehen.
Viele Wege führen nach Rom und auch zum Hausarbeitsthema gibt es andere Wege, bestimmt viele bessere, Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten bieten reichhaltig Angebote dafür. Hier ist mein konkretes Vorgehen abgebildet, was vielleicht hilft, die guten Ideen zu kopieren und die Fehler zu vermeiden. Viel Erfolg!