Ausrichtung der Bachelorarbeit Theorie oder Empirie?

Bevor es in die Vorbereitungen meiner Bachelorarbeit gehen kann (Worum es gehen soll, kannst du hier nachlesen), muss ich entscheiden, welche Art von Arbeit sie werden soll. Möglich sind grundsätzlich drei Formen, eine theoretische, ausschließlich literaturbasierte, Arbeit, eine empirische Arbeit, für die ich Daten erheben müsste und medienpraktische Arbeiten. Letzteres schließe ich für mich aus. Mein Studium ist allgemein sehr praktisch angelegt und ich möchte angesichts meines Plans, an einer Universität weiterzustudieren, keine Gelegenheit versäumen, Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten zu sammeln. Bleibt die Frage: Theorie oder Empirie?

Lange war ich mir recht sicher, dass es eine theoretische Arbeit werden soll. Die Arbeit mit der wissenschaftlichen Literatur liegt mir und es ist eine sichere Bank, weil es die „normale“ Variante einer Bachelorarbeit ist. Empirische Arbeiten dagegen haben eine Vielzahl an Fallstricken, von der Erhebung bis zu Interpretation. Hinzu kommt, dass mein Studium nur rudimentäre Anteile an Statistik enthält.

Nach der Lektüre eines mir empfohlenen Textes zum Thema Framing, was zu meinem geplanten Thema „Das Web als Katalysator rechter Narrative“ sehr gut passt, wurde mir aber klar, dass auch eine Erhebung ihre Reiz hatte. Der Text heißt „Kommunikationswissenschaftliche Konzepte und Methoden der Analyse von Frames in politischer Kommunikation“ und ist von Christian Petzold, einem Medien- und Kommunikationswissenschaftler an der Universität Bremen. Darin differenziert er bezugnehmend auf die Arbeiter anderer Wissenschaftler*innen vier Zugänge zur Analyse von Frames:

  • Qualitativ-interpretative Zugänge
  • Manuell-holistische Zugänge
  • Manuell-dimensionenreduzierende Zugänge
  • Computerbasierte Zugänge

Ich möchte jetzt (noch) gar nicht mit euch in die (Un)tiefen dieser Zugänge einsteigen und überspringe daher die ersten drei. Was mich neugierig gemacht hat, war der Gedanke eines computerbasierten Zugangs, der zwangsläufig quantitativ sein muss. Dabei werden „Medienframes auf der Grundlage ko-okkurierender sprachlicher Ausdücke sowie grammatikalischer Element und ihrer typisierbaren Strukturen extrahiert“. Sprich: Textstatistik.

Das ließ mich aufhorchen, fühle ich mich als Programmierer und Student der Medien-, Kommunikations- und Webwissenschaft doch recht prädestiniert dafür, eine solche Auswertung vorzunehmen. Es gibt zahlreiche Sprechmuster und rhetorische Figuren, die in Pressemitteilungen und Interviews immer wieder auftauchen. So dachte ich bei dieser Beschreibung, was Frames machen, direkt an die AfD:

[A Frame] repeatedly invokes the same object and traits, using identical or synonymous words and symbolds in a series of similar communications that are concentrated in time.
(Entman, Matthes und Pellicano 2009: 177)

Petzold kritisiert diesen Zugang in seinem Beitrag die Simplizierung durch das Herunterbrechen auf messbare Indikatoren. Das kann ich nachvollziehen, halte es aus zwei Gründen für eine Anwendung durch mich für kein Problem. Erstens: Ich schreibe eine Bachelorarbeit. Das ist nicht einfach, stellt aber nicht so hohe Anforderungen an das wissenschaftliche Niveau meiner Arbeit, als würde ich „Universalien und die Natürlichkeit von Schriftsystemen“ erforschen. Zweitens: Jede quantitative Erhebung führt zwangsläufig zu einer Reduktion der realen Komplexität. Trotzdem kann das Ergebnis nützlich und wertvoll sein.

Das Thema konkret machen

Dieser Ansatz böte sich an, mein Thema enger zu fassen. Zum Beispiel ließe sich das weite Feld der rechten Narrative auf die „Auswertung der Anwendung von Frames in der Öffentlichkeitsarbeit der Alternative für Deutschland verengen“ und somit einen konkret fassbaren Forschungansatz schaffen. Im nächsten Schritt werde ich diese Überlegung verschriftlichen, mit meiner Professorin besprechen und dann endgültig die Entscheidung treffen: Theorie oder Empirie? Jetzt tendiere ich zur Empirie.